30.7.11- Pamphlet gegen den positivistischen Fortschrittsglauben
Nie werden wir je ein Neues, Unfadiges- ganz Selbst jenseits des Pseudo.
Es waren die Linien der Landungen, Grabungsspuren der Flug-Zeuge, der Dinge
am Himmel.
Das Wegseitige umsonst: nur Wildnis führte noch an irgendein
Ziel. Jeder Schritt scheint ein Weg zurück hinter die Gewissheit.
Automatismen des Regresses.
Fortschritt- diese willfährige Hure. Wir vertreiben uns ein wenig unser
Leben, - jenen Teil, den wir meinen, kaum noch zu ertragen -, und
fühlen uns erleichtert, haben wir ihn verloren im Fort-schreiten.
Fortschritt ist diese widerwärtige Flüchtigkeit, Fluchtbewegung,
verneinende Utopie als Diesseitsflucht. Schlicht, dieser
Fortschrittsbegriff ist eine Verflüssigung, eine Verwässerung der
menschlichen Seinskraft. Wir vertreiben uns ein ewiges Leben: die
Möglichkeit, die jedem gegeben ist- außerhalb der Not (wendigkeit) zu
stehen.
Die Sünde, einzig, ungelernt- , erheben wir sinkend. Nie wieder sind
wir einzig. Immer nun Zwei und Viele. Angst macht mir die Masse,
genauer: ihr absolutistischer Sog. (Heute ist es gerne die „Demokratie“
als letzter Knüppel, den man schwingt, um alles der Quote zu
unterwerfen. Masse, Quote, Demos : Wechselbegriffe, die den Wechsel und
das Neue aus dem Eigenen vermeiden. Denn sie fürchten am
Einzelnen vor allem eines: dass er ein Einzelner ist! Demokratie
als Wachstumsform der Angst- wer hätte das gedacht. Aber unabstimmbar
sind die Liebe, der Hass, die Freude und das Leid. Unabstimmbar sind
Hoffnung und Glaube. Unabstimmbar ist der Einzelne und sein
Leben. Für die Diktatur der Abstimmung ist der Einzelne Anarchie.)
Die große Stunde der Ankunft, uns ist sie Abschied. Wir verneinen die Größe, biegen sie ewig ins
Kleine, damit unser Mittelmaß sich nicht fürchtet. Dabei ist es
einfach: das Kleine ist klein, das Große ist groß – und eins tut dem
anderen rein gar nichts.
Mut heißt vermutlich standzuhalten. Nie sind wir ein Neues.
Da brechen Blätter: hervor: im Frühen Jahr mit steigender Sonne.
Das steilen´e Licht. Volubil in den Morgen- und Abendstunden.
Die Welt ist nur Schein : Die Welt ist alles, was wir sehen. : Wir verhungern zwischen unseren Vorstellungen.
Der Schein der Welt – flirrend, manchmal weich. Manchmal sind die Dinge
direkt in unserem Geist- unmittelbar. Das körnende Licht, es scheint
auf- macht mich wirklich.
Jeder Tropfen im kühlenden Abend, der fallend die Sonne noch bricht im Untergang: dies ist die ganze Welt.
Wieso kann Leid sein, wo alles so unmittelbar wirksam ist? Sind es wir
Menschen- in der Verwirrung? Im Beharren auf unsere Welt? Ist Leid gar
eine Illusion, wie es uns der Buddhismus erklärt? :
Doch es ist dies kein Theater: der Vorhang ist wirklich und wirklich
stirbt der Held. Wir bezahlten Eintritt und bezahlen mit unserer Zeit
jenen Austritt. Ob sich der Abend verändert hat? Ist die Luft noch- so
mild? Werden wir uns noch berühren, wenn wir- älter allemal mit Falten-
den Saal verlassen.... Der Katze in die Pfoten. Laut piepsen die
Starken … . Untergehend singen sie das Lob des sozial
missbrauchten Darwinismus. (der Darwinismus als soziales Konzept
ist eine Ideologie, die die Mächtigen sich als Rechtfertigung ihrer
Macht gezogen haben. Das Recht des Starken ist eine Mär- es gibt nur
ein Recht und unter dem stehen alle gleich.) Der Sozialdarwinismus,
jene spät-feudale Schwuchtel, die sich die feucht halten, die nicht
feucht genug sind, nach Wahrheit und Recht zu suchen. Der Kapitalismus:
ein intellektueller Schreibfehler, der das Geld mit denen verwechselt,
die sich seiner bedienen. Der Kommunismus, der den Menschen zum
Material der Masse macht – genauso wie jene, gegen die er aufgestanden
ist.
Die ganzen -Ismen... .
Wieso Leid?
Ein Teil des Leids, geschuldet der Ruhelosigkeit, mit der die
Menschlichen das Dasein foltern, weil sie seine Ruhe nicht
ertragen. Man stelle sich vor, die Naturalisten hätten recht: die
Welt nur eine komplizierte Maschine... Und nun stelle man sich weiter
vor: das idiotische Mensch´nTier – es dreht an allen Knöpfen, um die
Welt, die es nicht versteht, zu verBESSERn. Dabei würde es fürs
Erste reichen, die Maschine zu warten. Selbst zu warten, Warten zu
lernen. Im Lernen zu warten.
An der Maschine, sich selbst zu lernen.
Und nun: es ist alles viel komplizierter, viel wahrer: die Welt ist
keine Maschine, kein Geklicker von Rädern, kein mechanisches Heben und
Fallen, kein einfaches Pendeln. Die Welt ist ein Pendel im Pendel im
Pendel im Pendel im Pendel... usw. . Nicht nur Kraft und Gegenkraft als
Erzeugnis der Maschine : im Feineren IST die Kraft Maschine. Die
Materie ist nicht der Grund, sondern wird begründet in der Bewegung.
Wieso kann Leid in der Bewegung sein? Ja wieso kann überhaupt etwas sein?
Welt sagen wir – und meinen: unser Bewusstsein.